Interview Stefan Perner: Tierarzt und Reine Lungau-Bauer
Was halten Sie vom Projekt „Reine Lungau – Milch aus dem Biosphärenpark“?
Das ist das erste Projekt, das den regionalen Gedanken wirklich ernst nimmt. Wer mitmachen will bei der Reinen Lungau, muss sich an das Regelwerk halten. Das eigentlich relativ simple und sowohl für den Bauern als auch für den Konsumenten interessant: Bio-Landwirtschaft ist verpflichtend. Hinzu kommt, dass alle Futtermittel aus der Region, aus dem Lungau, dem Bezirk Tamsweg kommen müssen. Das ist ein politisch abgegrenzter Bezirk, der klare Grenzen hat und die Futtermittel müssen alle aus dieser Region kommen.
Warum ist das für Sie so wichtig?
Die Reine Lungau ist für mich insofern interessant, weil sie die Landwirtschaft, das Bauer-Sein, wieder interessant macht. Früher wenn ich ein Futtermittel gebraucht habe, habe ich einfach angerufen und habe sie in der Regel sofort gehabt. Jetzt muss ich mich einfach wieder an der Fläche orientieren, die ich zur Verfügung habe, was da an Futtermittel wächst. Das ist natürlich auch von Jahr zu Jahr etwas unterschiedlich.
Zusätzlich zum Grünfutter wird auch Getreide gefüttert. Ist der Anbau im Lungau überhaupt möglich?
Der Lungau ist touristisch bekannt in Österreich und ist von seiner ganzen Lage doch einzigartig, weil nahezu der ganze Lungau über 1000 m Seehöhe liegt, nur eine einzige Gemeinde schafft um ein paar Meter diese 1000 m nicht. Für diese Höhenlage hat der Lungau aber ein relativ mildes Klima, weil wir schon ein bisschen südlich beeinflusst sind. Deshalb ist für uns auch auf über 1000m Seehöhe Getreideanbau möglich.

Was bedeutet die Vorgabe „Futtermittel nur aus der Region“ für die Tiere?
Grünland und Heu oder Silage – das ist halt einfach die konservierte Form für den Winter – das ist das natürliche Futtermittel für eine Kuh. Deshalb ist es auch für die Tiere sehr, sehr gesund. Sie bekommen ihre natürlichen Futtermittel und sie stellen sich darauf ein. Kühe sind ja richtig super, das realisieren die meisten ja gar nicht so. Weil mit einer grünen Wiese können wir als Menschen ja gar nichts richtig anfangen, weil wir das Gras nicht richtig verwerten können. Kühe verwerten das aber über den Pansen, den Vormagen, ideal. Im Endeffekt wird aus Gras hochwertiges Eiweiß in Form von Milch und weiteren Folgeprodukten, Joghurt, Käse und das ganze wäre ohne Kühe nicht möglich.
Was sagen Sie als Tierarzt dazu?
Von der tierärztlichen Seite finde ich einfach, dass die Kühe nur profitieren davon. Weil sie ihre natürlichen Futtermittel wieder kriegen und weil es einfach einer Kuh guttut.